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 2. Ableitung des Bedarfs und der Ziele in der Region
gkopkow Offline

Administrator

Beiträge: 15

09.02.2010 19:26
2.2 Strukturen der Begabungsförderung in der Region Antworten

verfasst von Dr. Claas Wegener:

Im Folgenden werden als Grundlage der Begabungsförderung die Bedürfnisse von besonders Begabten und die Folgen von Unterforderung und Bedürfnismissachtung der begabten Kinder aufgeführt. Anknüpfend an die verschiedenen Prinzipien der Begabtenförderung - Akzeleration, Enrichment, Separation - wird ein Überblick über bestehende Fördermaßnahmen mit Praxisbezug gegeben.

2.2.1 Bedürfnisse von Begabten

Förderung sollte sich stets an den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen orientieren. Bedürfnisse allgemeiner, kognitiver und sozial-emotionaler Art haben ihren Ursprung einerseits in der Persönlichkeit des Kindes/Jugendlichen, andererseits entstehen sie durch Interaktionen mit der Umwelt. Es stellt sich die Frage, welche besonderen Bedürfnisse sich aus einer besonderen Begabung ergeben können. Aufgrund der hohen Begabung „fliegt“ begabten Kindern in Grundschulklassen vieles an Wissen einfach zu, sie brauchen sich nicht anzustrengen. Einige versäumen dadurch, das Lernen zu lernen (vgl. BMBF 2003, S. 21) und eine Lernmotivation und Anstrengungsbereitschaft aufzubauen (vgl. Mönks 2000, S.59). Folglich muss die Lernbereitschaft begabter Schüler frühzeitig geweckt und gefördert, Lern- und Arbeitstechniken gezielt vermittelt werden. Ein Lernumfeld, das herausfordert, auf alle möglichen Begabungsniveaus und Lerngeschwindigkeiten vorbereitet ist und auch selbsttätiges Lernen zulässt, ist ausschlaggebend für die Entwicklung einer von innen kommenden Motivation, von Interesse, Ausdauer und „Lernliebe“. Ein Nicht-Beachten des hohen Fähigkeitspotenzials, mangelnde Befriedigung der Bedürfnisse, unterlassene oder nicht ausreichende Begabungsförderung begabter Schüler kann dagegen negative Folgen haben und Probleme hervorrufen. Eine länger andauernde Unterforderung kann bei einzelnen besonders begabten Schülern zu Motivationsverlust, Entwicklungsbeeinträchtigungen oder sogar zu Verhaltensstörungen führen (vgl. Heller 2002, S.21).

2.2.2 Förderprinzipien der Begabtenförderung

Es gibt eine Vielzahl von Maßnahmen und Möglichkeiten zur Förderung Begabter. Diesen können drei Förderprinzipien zugrunde gelegt werden - Akzeleration (beschleunigtes Lernen), Enrichment (vertieftes Lernen) und Separation (Fähigkeitsgruppierung).
Unter Akzeleration versteht man nach Heinbokel (1996, S. 1) „jede Maßnahme, die es einem Schüler ermöglicht, den vorgesehen Lehrplan oder Teile davon (…) schneller zu passieren, als es teils üblich, teils gesetzlich vorgesehen ist“. Akzeleration zielt auf die flexible Gestaltung und Anpassung des Lehrplans an die Fähigkeiten des begabten Schülers. Im optimalen Fall wird das angemessene Maß an Herausforderung erreicht und zugleich die vom Curriculum vorgegebene Zeit für den Lernstoff verkürzt (vgl. Vock 2007, S.51). Bestehende Akzelerationsmaßnahmen werden im Kapitel Akzelerationsmaßnahmen (s. S. 21) zusammengefasst.

Unter Enrichment fallen jene Maßnahmen, die die Schüler mit Zusatzstoff versorgen, den Unterrichtsstoff vertiefen und erweitern (vgl. Heinbokel 1996, S.1). Enrichment bezieht sich somit auf ein inhaltlich und methodisch-didaktisch angereichertes Curriculum des schulischen Unterrichts und auf zusätzliche, außerschulische Maßnahmen (vgl. BLK 2001, S. 232). Die Spannbreite der Enrichmentprogramme ist groß. Sie reichen von der Bearbeitung vertiefender Lernmaterialien innerhalb des regulären Unterrichts über die Individualisierung des Stundenplans, Arbeitsgemeinschaften und Kurse, Schülerwettbewerbe, Schülerakademien, Sommerprogramme bis hin zu dem vorzeitigen Besuch von Universitätsveranstaltungen (s. Tab. 2, S. 21). Unter Enrichment fallen ausschließlich Maßnahmen, die für die emotionale, persönliche oder intellektuelle Entwicklung förderlich sind. Reine Beschäftigungsaufgaben, die schneller arbeitende Schüler in der verbleibenden Unterrichtszeit ausgehändigt bekommen, werden hiervon ausgeschlossen (vgl. Vock 2007, S. 92).

In der Praxis der Begabtenförderung gibt es neben einigen integrierenden vor allem auch viele separierende Fördermodelle. Separation umfasst nach Vock (2007, S. 35) „unterschiedliche Maßnahmen, bei denen besonders befähigte Schülerinnen und Schüler in fähigkeitshomogeneren Gruppen innerhalb oder außerhalb des Klassenverbands oder in neu gebildeten, speziellen Klassen unterrichtet werden“. Die verschiedenen Fähigkeitsgruppierungen erhalten ein angepasstes Curriculum und werden nach didaktisch angepassten Lehrmethoden unterrichtet. Separierende Maßnahmen der Begabtenförderung beinhalten immer auch das Enrichmentprinzip und/oder das Akzelerationsprinzip. Separierte Begabtenförderung wird u. a. durch die innere Differenzierung bzw. Individualisierung innerhalb einer Klasse, Pull-out-Programme, Sonderklassen, AGs und Spezialschulen umgesetzt.
Im Folgenden soll ein grober Überblick über bestehende Förderprogramme in der Bundesrepublik, über ihre Zielgruppe, Teilnahmevoraussetzungen und Verbreitung sowie über Umsetzungsbeispiele gegeben werden.

Tabelle 1: Fördermaßnahmen für begabte Schüler mit Umsetzungsbeispielen (siehe anliegendes Dokument)

Viele Grüße
Guido Kopkow

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